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Diabetes mellitus

Was ist Diabetes?

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, deren auffälligstes Symptom eine zu starke Erhöhung des Blutzuckers nach der Aufnahme kohlenhydratreicher (insbesondere zuckerhaltiger) Nahrung ist. Im Volksmund ist daher auch die Bezeichnung "Zuckerkrankheit" verbreitet.

Insulin
Insulin mit Insulinspritze

Der wichtigste Regulator des Blutzuckerspiegels ist das körpereigene Hormon "Insulin"Wikipedia. Steigt der Blutzuckerspiegel (z. B. nach dem Essen), gibt die Bauchspeicheldrüse Insulin in die Blutbahn ab. Insulin aktiviert die Zuckeraufnahme in Muskel- und Fettgewebe. Dadurch wird verstärkt Zucker aus dem Blut aufgenommen, wodurch der Blutzuckerspiegel wieder sinkt.

Diabetes mellitus entsteht, wenn diese Regulation außer Kontrolle gerät und der Blutzuckerspiegel den Normalbereich verläßt. Zu hohe Blutzuckerspiegel sind langfristig aus vielerlei Gründen gesundheitsschädlich und auch kurzfristig kann eine extrem große Zuckermenge im Blut (ebenso wie eine sehr geringe) zu schweren gesundheitlichen Konsequenzen führen.

Was sind Jugend- und Altersdiabetes?

Die Ursache von Diabetes mellitus ist nahezu immer eine der beiden im folgenden beschriebenen Störungen: Entweder, die Bauchspeicheldrüse produziert kein Insulin mehr, wodurch der Blutzuckerspiegel nicht mehr gesenkt werden kann, oder das ausgeschüttete Insulin ist nicht mehr in der Lage, seine blutzuckersenkende Wirkung zu entfalten.

Der erste Fall betrifft in Deutschland ca. eine Person von 800 und wird als "Diabetes mellitus Typ 1" bezeichnet. Da er in der Regel deutlich vor dem 20. Lebensjahr auftritt, ist der Begriff des "Jugenddiabetes" weit verbreitet. Da das blutzuckersenkende Insulin fehlt, steigt der Blutzucker unkontrolliert. Behandeln läßt sich diese Diabetesform daher durch die regelmäßige Injektion von Insulin, insbesondere zu den Mahlzeiten.

Insulin vor Strukturmodell
Insulin mit Modell der Molekülstruktur

Meine Forschung beschäftigt sich vorrangig mit der zweiten Form, dem "Typ 2 Diabetes" (abgekürzt: "T2D"). Diese Form des Krankheitsbildes entwickelt sich üblicherweise erst in der zweiten Lebenshälfte und wird daher auch als "Altersdiabetes" bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung hängt eng mit den Lebensgewohnheiten zusammen. In den Industrienationen ist mittlerweile ca. jeder zweite über 60-jährige betroffen, Tendenz steigend.
Bei Altersdiabetes erkennen Organe wie die Muskeln oder das Fettgewebe nicht mehr, daß Insulin im Blut vorhanden ist und steigern daher ihre Zuckeraufnahme nicht. Als Folge verbleibt der Zucker im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt an.
Da bei Altersdiabetikern Insulin (zunächst) noch vorhanden ist, werden sie mit Tabletten behandelt, die die Wirksamkeit des Insulins erhöhen sollen. Parallel dazu ist – ähnlich wie bei Jugenddiabetikern – eine möglichst zuckerarme Diät einzuhalten, um den angeschlagenen körpereigenen Zuckerstoffwechsel nicht zu überfordern.

Der Körper ist durch einen einfachen Trick in der Lage, die verminderte Reaktion auf Insulin zunächst auszugleichen, indem nach der Devise "viel hilft viel" von der Bauchspeicheldrüse überhöhte Mengen Insulin ausgeschüttet werden. Diese unnatürlich hohe Insulinmenge ist im Frühstadium der Erkrankung in der Lage, den Zucker in ausreichendem Maße aus dem Blut zu entfernen. Durch diesen Mechanismus wird das Frühstadium des Altersdiabetes vom Hausarzt häufig übersehen, da die ersten Anzeichen in einer Blutprobe vom nüchternen Patienten meist nicht erfaßt werden. In der Folge kann es passieren, daß die Bauchspeicheldrüse durch die ständige Überlastung aufgrund der erhöhten Insulinabgabe geschädigt wird und die Fähigkeit zur Insulinproduktion mit der Zeit verliert. Daher müssen auch Altersdiabetiker in schwereren Fällen nach einigen Jahren Insulin injizieren, nachdem die körpereigene Produktion zusammengebrochen ist.

Worauf beruhen Diabetes-Teststreifen?

In Apotheken werden Teststreifen vertrieben, mit denen ein Test auf Diabetes im Urin möglich ist. Es existieren zwei verschiedene Typen von Teststreifen, nämlich Glukose- und Ketonkörper-Teststreifen. Für beide gilt, daß Frühstadien von Diabetes nicht erfaßt werden!

Da Zucker (genauer: GlukoseWikipedia) für unseren Körper ein sehr wertvoller Energielieferant ist, verhindert die Niere normalerweise seine Ausscheidung in den Urin. Die massiv erhöhten Blutzuckerwerte unbehandelter Diabetiker überlasten die Niere jedoch und können nicht mehr zurückgehalten werden. Darauf beruht der Nachweis der Zuckerkrankheit über den Glukosegehalt im Urin.

KetonkörperWikipedia sind eine Substanzgruppe, die von unserem Körper in Phasen länger anhaltenden Hungers (ab ca. dreitägigem Fasten) produziert werden. Sie sind Teil eines speziellen Stoffwechselprogrammes, das unser Überleben ohne Nahrungsaufnahme verlängert, indem unter anderem unsere begrenzten Zuckerreserven geschont werden. Insulin ist ein Hormon, das nach der Nahrungsaufnahme in der Blutbahn vorhanden ist und somit Sättigung, d. h. die Abwesenheit von Hunger signalisiert. Wenn bei Diabetikern dieses Signal ausfällt, stellt der Körper unabhängig von tatsächlicher Nahrungsaufnahme auf den Hungerstoffwechsel um und beginnt mit der Bildung von Ketonkörpern. Diese können dann im Urin nachgewiesen werden. In extremen Fällen ist sogar AcetonWikipedia, ein Abbauprodukt der Ketonkörper, im Atem von unbehandelten Diabetikern zu riechen.


© Alexander Laatsch, letzte Aktualisierung am 3.8.09